Seht das Lamm Gottes

Ein Kreuzweg, der die Leidensgeschichte Christi darstellt, ist Bestandteil jeder katholischen Kirche. Häufig besteht er entsprechend den liturgisch vorgegebenen 14 Stationen aus einer Folge von ebenso vielen Passionsgemälden, die an den Wänden des Langhauses ange-bracht sind und während der alljährlichen Kreuzwegandacht am Kar-freitag meditierend betrachtet werden. Der Kreuzweg der Pax-Christi-Kirche setzt sich jedoch aus Mosaiken und Glasfenstern zusammen, die der Künstler Werner Regner (1920 - 2008) zwischen 1953 und 1965 sukzessive schuf, sowie einer Skulptur, einer fast lebensgroßen spät-gotischen Pietà.

Der Höhepunkt eines Standardkreuzwegs, die Darstellung der Kreu-zigung selbst, fehlt hier. Statt ihrer finden wir an der Stirnwand des Altarraums das Mosaik eines sich dem Betrachter zuwendenden Lam-mes mit offener Wunde, aus der Blut rinnt. Es verkörpert den Ge-kreuzigten, der in der Bibel als Lamm Gottes bezeichnet wird, das die Sünde der Welt wegnimmt (Joh 1,29). In diesem Lamm offenbart sich zum einen Gottes Erbarmen: das Leiden der Gewaltopfer, deren Namen auf dem Boden verzeichnet sind, wird in die Passion Christi einbezogen, der durch seinen Opfertod die Welt erlöst hat. Zum anderen aber verweist das Lamm auf das drohende Gericht über die Täter durch die neben ihm angebrachte Deutung eines Isaiaswortes (Is 42,14) des hl. Augustinus: "Ich habe geschwiegen. Werde ich etwa immer schweigen?"

Dieses Lamm hat Regner auch in allen übrigen Stationen dieses Kreuzwegs dargestellt. Es spiegelt das Leiden Christi in der jeweiligen Szene. So tritt in der Darstellung Jesu vor Pilatus der römische Statthalter das Lamm mit Füßen, oder es  wird  geschoren, während Je-

 


 Werner Regner, Das Lamm Gottes (1954)

 

 

 

sus seiner Kleider beraubt wird. In der letzten Station liegt es tot neben dem Leichnam Christi im Grab.

Die dreizehnte Station des Kreuzweges bildet eine maasländische Pietà aus dem Ende des 15. Jahrhunderts, die sich glücklich in das moderne Ensemble einfügt. Sie stand ursprünglich in der Pfarrkirche von Saeffelen (Gem. Selfkant), wurde wohl 1909 nach Belgien verkauft und kam 1955 erneut in den Kunsthandel. Im gleichen Jahre wurde sie aus Spendengeldern für die Pax-Christi-Kirche erworben.

Von ihren Maßen (140 cm hoch) und von ihrer Aussage her wirkt diese Skulptur wie ein "Denkmal des Schmerzes" (Leonhard Küppers). Hoch aufgerichtet und majestätisch sitzt Maria schmerzerstarrt auf ihrer Holzbank und hält ihren toten Sohn vor sich. Steif liegt der dornengekrönte Leichnam auf ihrem linken Oberschenkel auf. Die gebrochenen Augen, sein offener Mund und der steif herunterhängende Arm unterstreichen die Leblosigkeit seines Körpers. Mit ihrer Rechten stützt Maria das Haupt ihres Sohnes und wendet es gleichsam den Gläubigen zur Verehrung zu.

 

 

 

 

 

 




Pietà, maasländisch (ca. 1490)

Nach oben